Kinesiologie, nach dem griechischen Ursprung die Lehre von der Bewegung, steht für ein ganzheitliches Diagnose- und Behandlungskonzept aus dem Bereich der Körpertherapie und Chiropraktik. Die Methode geht zurück auf den amerikanischen Chiropraktiker Dr. George Goodheart. Er beobachtete vor ca. 50 Jahren, dass sich physische und psychische Vorgänge auch im Funktionszustand der Muskeln spiegeln.
Störungen im Organismus mit manuellen Muskeltests aufspüren
Auf dieser Grundlage entwickelte Goodheart ein System von diagnostischen und therapeutischen Techniken, die ihren Ursprung in der Chiropraktik haben und Elemente der Osteopathie und der Meridianlehre der traditionellen chinesischen Medizin beinhalten. Zentrales Werkzeug ist der sogenannte „kinesiologische Muskeltest“. Bei diesem Test muss ein Körperteil, meistens ein Arm oder ein Bein, gegen den Druck des Therapeuten am Platz gehalten werden. Ohne Zuhilfenahme von Apparaturen wird der Körper so auf einfache Art direkt befragt. Über das körpereigene Feedback gibt er eine Rückmeldung auf gesundheitliche Störungen und energetische Ungleichgewichte. Die Behandlung erfolgt mit einfach anzuwendenden, sehr effektiven und sanften Muskel- und Gelenktechniken. Im Gegensatz zu anderen manuellen Methoden rückt die Kinesiologie die „schwachen“ Muskeln in das Zentrum der Therapie und nicht die verspannten und verkürzten Muskeln.
Fachgesellschaften für Applied Kinesiology (AK)
Kinesiologie wird in ganz unterschiedlicher Form eingesetzt und ist in Deutschland keine geschützte Berufsbezeichnung. Es gibt Fortbildungen in zahlreichen Varianten, für die nicht immer eine medizinische Mindestqualifikation erforderlich ist.
Als Applied Kinesiology (AK) wurde die Methode in den letzten 30 Jahren wissenschaftlich weiterentwickelt und von Ärzten, Zahnärzten, Chiropraktikern, Osteopathen und Physiotherapeuten überall in der Welt systematisiert. 1996 wurde die Deutsche Ärztegesellschaft für Applied Kinesiology (DÄGAK) gegründet, die sich ausdrücklich abgrenzt von der Gesellschaft für Angewandte Kinesiologie. Applied Kinesiology (AK) darf ausschließlich von Therapeuten mit einem staatlich anerkannten medizinischen Abschlussexamen angewendet werden.
Anwendungsbeispiele
Mit der Kinesiologie lassen sich kausale Zusammenhänge aufdecken, z.B. bei hormonellen Regulationsstörungen, Schmerzkrankheiten und psychosomatischen Beschwerden. Das kann die Therapiemöglichkeiten in vielen Fällen erheblich verbessern.
Wissenschaftlicher Nachweis fehlt bisher
Die Kinesiologie ist nicht durch anerkannte naturwissenschaftliche und medizinische Erkenntnisse begründet. Ein Wirksamkeitsnachweis existiert bisher nicht. So wird kritisiert, dass beim Muskeltest sowohl auf Seiten des Therapeuten als auch des Patienten Fehler- und Fälschungsmöglichkeiten bestehen. Wenn der Therapeut die Muskelspannung des Patienten aktiv mit seiner eigenen Muskelspannung prüft, kann er seinen prüfenden Druck wissentlich oder unwissentlich anpassen. Dasselbe gilt für den Patienten, der seine Muskelkraft willkürlich oder unwillkürlich verändern kann. Außerdem ermüdet der Testmuskel nach mehreren Testläufen.
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